Meilenstein in der Digitalisierung des SVSAA

Datum
20.09.2023

Die neue, von der Bedag gebaute Fachanwendung erlaubt dem Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt der Armee (SVSAA) jederzeit die Kontrolle über ihre wichtigen Geschäfte in einem einzigen Register.

Die neue, von der Bedag gebaute Fachanwendung erlaubt dem Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt der Armee (SVSAA) jederzeit die Kontrolle über ihre wichtigen Geschäfte in einem einzigen Register. In einem vierjährigen, agilen Projekt hat die Bedag die Funktionen für die Fahrzeugzulassung und die Führerzulassung aus den bisherigen, eigenständigen Applikationen SVSAB und MIFA2 in die neue Fachanwendung für das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt der Armee – kurz FA-SVSAA – zusammengeführt und damit modernisiert und erweitert.


Die FA-SVSAA beinhaltet sämtliche durch die Armee bewirtschafteten Motorfahrzeuge und Schiffe, deren technische Spezifikationen, den aktuellen Immatrikulationsstatus, den Halter des Fahrzeugs, allfällige Spezialaufbauten und Sonderbewilligungen. Prüffällige Fahrzeuge werden automatisch vermerkt und die Prüfberichte zur Verfügung gestellt sowie die Prüfmeldungen täglich aus dem zuständigen Umsystem übernommen. Von der Beschaffung, Ausrüstung und dem Unterhalt bis hin zur Ausmusterung hat das SVSAA damit den Überblick über alle Fahrzeuge.

CC VBS-Clemens Laub
CC VBS-Dominique Schütz

Neben dem Fahrzeugregister führt die Applikation auch ein Personenregister mit allen militärischen Motorfahrzeug- und Schiffsführern und deren aktuellen Fahrberechtigungen. Bereits in der Ausbildung werden die angehenden Fahrzeug- und Schiffsführer erfasst und deren Daten mit Umsystemen synchronisiert. Alle Kurse und Prüfungen werden dokumentiert und im Dossier des Angehörigen bzw. der Angehörigen der Armee gespeichert. Entzüge von zivilen Führerausweisen und Verfehlungen mit militärischen Fahrzeugen werden ebenso registriert wie die für bestimmte Fahrzeugarten obligatorischen medizinischen Kontrolluntersuchungen der Fahrzeugführer.

Digital bewirtschaftete Fahrerausbildung
Dank der neuen Fachanwendung kann die gesamte militärische Fahrausbildung digital und ohne Medienbrüche bewirtschaftet werden – von der Zusammenstellung der Ausbildungsklassen über die Anbindung der Applikation der asa (Vereinigung der Strassenverkehrsämter) für die computerunterstützte Theorieprüfung (CUT) bis hin zur Erstellung der militärischen Fahrberechtigungen und der Schiffsführerausweise (militärisch / eidgenössisch).

Eine wesentliche Neuerung - ein Highlight - bildet dabei die praktische Fahrausbildung, bei der die militärischen Verkehrsexpertinnen und -experten die Prüfungsformulare auf ihren mobilen Geräten im Büro vorbereiten, während der Prüfung unterwegs im Offline-Modus erfassen und die Prüfungsresultate nach der Rückkehr ins Büro im Online-Modus mit der FA-SVSAA synchronisieren. Die elektronische Dokumentation der Fahrprüfungen ist damit auch ohne Mobilfunknetz in abgelegenem Gelände sichergestellt.

Lastwagen

Neue Schnittstellen zu zivilen Strassenverkehrsämtern etabliert
Eine grosse Herausforderung bildete die Implementierung der neuen Schnittstellen zum Bundesamt für Strassen (ASTRA). Während der Realisierung der FA-SVSAA hat auch das ASTRA seine Schnittstellen für die Fahrzeug- und Führerzulassung neu aufgesetzt und auf Webservice umgestellt. Die beidseitige Realisierung und die gegenseitige Abhängigkeit erforderten einen intensiven Austausch. Das SVSAA hat dabei eine Pionierrolle übernommen und mit seiner Unterstützung des ASTRA wesentlich dazu beigetragen, dass die neuen Schnittstellen nun von den zivilen Strassenverkehrsämtern übernommen und adaptiert werden können.

Usability im Fokus
Zusätzlich wurde der bisherige manuelle und papierlastige Prozess für die Gesuche für Sonder- und Ausnahmebewilligungen digitalisiert. Neu werden die Gesuche in der eigens dafür realisierten Gesuchsapplikation erfasst und vom SVSAA in der FA-SVSAA bearbeitet und bewilligt oder abgelehnt.

Bei der Realisierung der FA-SVSAA wurde grosser Wert auf eine einfache und benutzerfreundliche Usability gelegt. Wizards und Workflows führen die Benutzer in der Erledigung ihrer Arbeiten. Das Cockpit leitet sie mit einem Klick zu ihren wichtigsten Geschäften. Dokumente können einfach per Drag & Drop oder Scanning-Funktion in die FA-SVSAA übernommen und in den Dossiers der Dokumentenablage organisiert werden. Ausweisdokumente werden in einer Vorschau präsentiert, bevor sie auf Spezialpapier gedruckt werden.

Die äusserst granulare Benutzerverwaltung stellt sicher, dass die Benutzer nur die für sie relevanten Informationen einsehen und bearbeiten können. Die Support-Mitarbeitenden können bei Bedarf vorübergehend die Perspektive/Ansicht des Benutzers einnehmen und dadurch den Supportfall 1:1 nachvollziehen und so optimal unterstützen.

Zu den Usability-Vorteilen der neuen FA-SVSAA äussert sich Daniel Spycher, IT- und Anwendungsverantwortlicher des SVSAA, wie folgt: «Die FA-SVSAA ist als Webapplikation über die Standardendgeräte der Bundesverwaltung erreichbar, was bereits das alltägliche Arbeiten in Bezug auf das Handling mit der Hardware und das Log-in erleichtert. Neue Standarddrucker im Zusammenspiel mit der Print-App ermöglichen ein sorgloses Drucken für die Endanwender, was wir mit den Altanwendungen nicht gewohnt waren. Arbeitsplatzscanner unterstützen die Sachbearbeitenden bei der Erledigung des Tagesgeschäfts. Sämtliche Schnittstellen konnten angepasst werden, sodass nun on demand via Webservices auf die Daten der Umsysteme zugegriffen werden kann. Digitalisierte Prozesse (teilweise end-to-end) sowie das Einbeziehen von weiteren Benutzergruppen innerhalb des VBS verbessern die Datenqualität und dienen allen Prozessbeteiligten in ihrer täglichen Arbeit.»


Mustergültige Projektumsetzung
Gestartet wurde das Projekt im Dezember 2018 mit der Konzeptphase, klassisch nach HERMES im Wasserfall-Prinzip. Die Schwerpunkte lagen bei der Systemarchitektur, dem Migrationskonzept, Testkonzept, Betriebskonzept, Einführungskonzept und den Systemanforderungen. Das Projekt wurde nicht als Big-Bang, sondern in vier iterativen Realisierungseinheiten umgesetzt:

  • Mit der ersten Realisierungseinheit (RE1) Fahrzeugzulassung wurde im Juni 2019 begonnen. Sie erfolgte gemäss HERMES, agil nach Scrum, in dreiwöchigen Sprints und umfasste die Funktionalität der FA-SVSAA für die Fahrzeugzulassung und die Migration der entsprechenden Daten aus dem Altsystem SVSAB mit vielen Dokumenten und Foto-Dateien für die Fahrzeug-Homologation.

  • Im Sommer 2021 waren die RE1 Fahrzeugzulassung inkl. Datenmigration und die RE2 Bewilligungen fertiggestellt und bereit für das mehrstufige Abnahmeverfahren, das vom Kunden in der Qualitätsinspektions- und Abnahmevorschrift (QIAV) vorgegeben war.

    Go-live der ersten beiden Realisierungseinheiten war Anfang November 2021.

  • Parallel zum Einführungsvorgehen der RE1 und RE2 wurde die Realisierung der RE3 für die Führerzulassung und die damit verbundene Datenmigration begonnen.

  • Die Einführung der RE3 erfolgte Anfang Juli 2022, mit dem Beginn der Sommer-Rekrutenschule. Mit der Einführung der RE3 konnten die beiden Altsysteme deaktiviert und abgebaut werden.

  • Die Realisierung der letzten RE fokussierte sich auf die Digitalisierung der Prozesse für die Fahr- und Expertenausbildung. Die Einführung erfolgte nach insgesamt 68 Sprints per 03.07.2023 - wiederum dem Beginn der Sommer-Rekrutenschule.

Im Rahmen des Changemanagements wurden während des Projekts neun grosse und 142 kleine Changes realisiert, wobei letztere im Rahmen des Prozesses für das Changemanagement dank Festpreis pragmatisch gehandhabt werden konnten, was bei der agilen Vorgehensweise sehr hilfreich war.

Die Bedag konnte aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung aus den kantonalen Strassenverkehrs- und Schifffahrtsämtern sehr effizient und ergebnisorientiert mit den Kunden zusammenarbeiten – fachlich mit dem SVSAA und technisch mit der FUB. «Die Vorgehensweise hat sich mehr als bewährt.», bestätigt Daniel Spycher: «Die enge Zusammenarbeit von Lieferant und Kunde sowie die offene, transparente Kommunikation unter allen Beteiligten haben massgebend zum Erfolg des Projekts beigetragen. Auftretende Hürden wurden immer sehr sachlich diskutiert und mit bestmöglichen Lösungen unter Berücksichtigung aller Einflussgrössen überwunden. Das Projekt FA-SVSAA war in vielerlei Hinsicht auch Vorreiter, zum Beispiel was die agile Umsetzung mit SCRUM angeht.»


Lesen Sie dazu auch den Bericht der Schweizer Armee:

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